Interview mit Andreas Sander in Kitzbühel
Unmittelbar vor dem Rennwochenende in Kitzbühel hat Snowplaza mit einem gesprochen, der weiß wie sich Kitzbühel anfühlt. Andreas Sander ist derzeit der beste deutsche Skirennläufer in den Speed-Disziplinen Abfahrt und SuperG. Er ist einer der positiv Verrückten, die sich mit 140 km/h den Hahnenkamm hinunter stürzen. Dabei kommt Andreas nicht wie viele seiner Kollegen aus dem Alpenraum, sondern aus Ennepetal in Nordrhein-Westfalen. Sein großer Traum ist eine eigene Gondel die man in Kitzbühel nur als Sieger bekommt. Lesen Sie selbst was Andreas im Interview über das Hahnenkammrennen sagt.
Jetzt geht es zum härtesten Rennen im Ski-Weltcup! Mit welchen Gefühlen kommt ein Rennläufer nach Kitzbühel?
Das stimmt allerdings. Es ist schon immer etwas ganz besonderes, wenn man Anfang der Woche auf den Weg nach Kitzbühel ist. Ich fahre immer mit sehr guten Gefühlen nach Kitzbühel. Auch dieses Jahr freue ich mich auf die Woche, weil sie echtes Highlight ist.
2016 hast du die Plätze 15 (Kombi), 10 (SuperG) & 17 (Abfahrt) belegt. Liegt dir die Strecke?
Ich glaube schon, dass ich hier auch dieses Jahr wieder gute Ergebnisse erzielen kann. Dafür muss aber alles stimmen und ich mich zu 100% wohl fühlen. Das geht schon im ersten Abfahrtstraining für das Hahnenkammrennen los. Ich denke, dass Kitzbühel eine Strecke ist, auf der ich mich anfangs recht schwer getan habe, aber ich bekomme sie jetzt immer mehr in den Griff und ich merke, dass ich immer mehr attackieren kann.
Was geht dir durch den Kopf unmittelbar vor der Abfahrt im Starthaus am Hahnenkamm?
Das ist schon ein besonderes Gefühl und anders wie bei den anderen Abfahrten. Wenn ich ehrlich bin, ist es eine Mischung aus Respekt und Freude, wobei der Respekt nötig ist um die Streif nicht zu unterschätzen.
Wie fühlt man sich, wenn man im Ziel abschwingt und weiß, ich hab´s geschafft und bin heil unten angekommen?
Dieses Gefühl ist jedes Mal wieder genial. Immer wenn ich im Ziel abschwinge, freue ich mich einerseits riesig diese Strecke bezwungen zu haben und anderseits weil es einfach so viel Spaß gemacht hat.
Was ist deiner Meinung nach die schwierigste Passage der Streif?
Meiner Meinung nach sind die Steilhang-Ausfahrt und der Hausberg mit der Traverse gleich schwierig. Bei beiden Passagen kann man sehr viel Zeit gewinnen oder verlieren. Außerdem ist in beiden Passagen viel Mut gefragt.
Hast du schon einmal daran gedacht aus Angst bei einer Weltcupabfahrt nicht zu starten?
Auch wenn das Gefühl immer etwas unterschiedlich ist, habe ich mir das noch nie gedacht. Die Lust auf die Abfahrt überwiegt immer.
Was macht deiner Meinung nach die Atmosphäre in Kitzbühel beim Hahnenkammrennen so besonders?
Allein der Mythos Kitzbühel bzw. Streif macht das ganze schon sehr besonders. Außerdem ist es das Rennen, bei dem die meisten Zuschauer und Fans sind. Hier in Kitzbühel kommst du dir als Rennläufer schon teilweise wie ein „kleiner Rockstar“ vor. Es fehlt einfach an nichts.
Kannst du am Abend nach dem Hahnenkammrennen auch ein wenig feiern?
Ich hatte schon einmal das Vergnügen das Ganze als Zuschauer mitten in der Menge mitzuerleben. Das war im Jahr 2013, als ich mich hier beim Einfahren verletzt habe. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, was es für eine Ehre ist, hier als Rennläufer dabei zu sein.
Wie bist du als Nordrhein-Westfale auf die Idee gekommen Skirennläufer zu werden?
Diese Frage höre ich natürlich öfters. Ich kann nur sagen, dass ich anfangs sehr oft im Skiurlaub gewesen bin. Dort bin ich schon immer sehr gerne schnell die Pisten heruntergefahren. Einfach das viele Skifahren hat mir schon sehr geholfen. Zudem sind dann bei meinen ersten Rennen gute Ergebnisse dazu gekommen. Ab dem Alter von 10 Jahren bin ich oft mit dem Westdeutschen-Skiverband zu Trainingslehrgängen in die Österreichischen Gletscher-Skigebiete gefahren. Zusätzlich war ich in Südtirol beim Trainieren. Die Idee das Ganze irgendwann einmal professionell zu betreiben ist allerdings erst recht spät entstanden. Das hat sich durch gute Ergebnisse in meiner Laufbahn so ergeben.
Was würdest du unseren Lesern für den Skiurlaub mit auf den Weg geben?
Das kommt darauf an, für was der Skiurlaub gedacht ist. Generell kann ich jedem nur empfehlen viel Spaß und Freude auf dem Berg zu haben und das Panorama und die Kulisse zu genießen. Das hilft mir fast immer um mich auf den Ski gut zu fühlen.
Im SuperG hast du diese Saison bereits die Plätze 9, 5 und 16 belegt und etablierst dich immer mehr in der Weltspitze. Wie zufrieden bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Mit meiner Super-G Leistung bin ich sehr zufrieden, wenn auch besonders in Santa-Caterina mehr möglich war. In der Abfahrt hatte ich bis jetzt leider noch etwas Probleme mit der Abstimmung auf dem aggressiven Schnee. Ich denke, dass ich das jetzt besser in den Griff bekommen habe und hoffe natürlich, dass ich das schon hier in Kitzbühel zeigen kann. Trotzdem bin ich mit dem gesamten bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden.
Traust du dir eine Kampfansage in Richtung Österreich zu?
Auch wenn wir als Team sicher einen großen Schritt gemacht haben, wäre es falsch eine Kampfansage in Richtung Österreich zu machen. Ich hoffe zwar, dass wir uns noch weiter Richtung Weltspitze entwickeln, aber als ganzes Team wird Österreich immer besser aufgestellt sein als wir. Aber vielleicht gelingt es uns ja trotzdem das ein oder andere Mal vor dem besten Österreicher zu sein.
Viel Erfolg beim Hahnenkammrennen am Wochenende!
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und deine Eindrücke mit unseren Lesern teilst. Snowplaza wünscht dir viel Erfolg für die bevorstehenden Rennen in Kitzbühel und dass dein Traum von der eigenen Gondel in Erfüllung geht.