Abseits der markierten Skipisten herrscht auch im Skigebiet Lawinengefahr. Wer die Skipiste verlässt, sollte immer die entsprechende Notfallausrüstung mitführen und Bescheid wissen, wie man sich im Ernstfall zu verhalten hat. Um das Bewusstsein für alpine Gefahren und Lawinenabgänge zu schärfen, werden sogenannte "snow & alpine awareness camps" kostenlos angeboten. Jetzt stehen die Termine für die kommende Wintersaison fest. Snowplaza berichtet über den Ablauf eines Lawinencamps und informiert über die Termine in den verschiedenen Skigebieten.
Kostenlose Lawinenamps seit 20 Jahren
Die Initiative
SAAC
organisiert seit 20 Jahren Lawinencamps. Die Einsteiger Basis-Camps sind kostenfrei. Im zweitägigen Workshop sollen Skifahrer und Snowboarder auf alpine Gefahren hingewiesen werden und in der Theorie und Praxis das richtige Verhalten im Ernstfall erlernen. Ganz auszuschließen ist die Lawinengefahr nie. Mit der richtigen Ausrüstung und den Kenntnissen kann das Risiko allerdings verringert werden und in der Situation eingegriffen werden. Um mich besser auszukennen, habe ich eines der zweitägigen Lawinencamps besucht.
Trailer zu den SAAC Basic-Camps
Für wen sind die Lawinencamps?
Ich blicke mich um. Um mich herum sind Menschen aller Alterklassen. Einige gehen augenscheinlich noch zur Schule. Manche sind mit ihren Eltern gekommen. Andere Grüppchen sind bereits älter und tragen das eine oder andere graue Haar zur Schau. Hin und wieder ordne ich Teilnehmer gedanklich aufgrund ihres Kleidungsstils als Snowboarder ein, andere sehen hingegen aus wie extreme Hochtourengeher und dann gibt es noch jede Menge "normale" Skifahrer. Alle haben eins gemeinsam: Sie wollen mehr lernen über die realen Gefahren am Berg und mehr darüber erfahren, wie man zu reagieren hat.
So läuft das Camp ab
Der erste Teil des Kurses ist abends. Zwei Berg- und Skiführer stehen auf der Bühne und halten den Theorieteil. Hin und wieder mache ich mir Notizen. Wir lernen verschiedene Lawinenarten kennen. Lawine ist nämlich nicht gleich Lawine. So gibt es unter anderem Schneebrettlawinen, Gleitschneelawinen und Lockerschneelawinen. Anschließend werden verschiedene Geländeausrichtungen und -arten in Zusammenhang mit den Lawinenwarnstufen erläutert. Highlight ist allerdings das Ausprobieren des Lawinenrucksacks. Ein Freiwilliger nimmt den Rucksack auf die Schultern und zieht am Griff. In wenigen Augenblicken sind die beiden Airbagkammern des Rucksacks aufgepustet.
Live-Test im Schnee
Am nächsten Tag gilt es dann das theoretische Wissen anzuwenden. Aufgeteilt in Gruppen geht es mit Skiausrüstung und LVS-Ausrüstung in der Gondel nach oben. Die Skiführerin, die meine Gruppe anleitet, versteckt ihr LVS-Gerät. Wir müssen suchen. In Zick-Zack-Linien nähern wir uns dem vergrabenen Gegenstand, suchen den Punkt, an dem er uns am nächsten ist und greifen dann nach der Sonde. Einmal schütteln, schon ist der Fiberglasstab einsatzbereit. Schneckenförmig sondieren wir den Untergrund, bis wir auf Widerstand stoßen. Ein gutes Zeichen. Da müssen wir buddeln! Und das ist anstrengend. Der Schnee ist schwer. Das Loch muss ausreichend groß sein, um einen Verschütteten bergen zu können. Ich komme ins Schwitzen.
Die ersten Termine sind bereits ausgebucht
Die Übungssituation erfordert einen klaren Kopf, strukturiertes Handeln und jede Menge Kraft. In einer Notsituation reagiert es sich also leichter, wenn man die Abläufe zuvor bereits trainiert hat und abrufen kann. Um selbst an einem der Camps teilzunehmen, müssen Sie schnell sein. Für den Winter 2018 / 2019 sind knapp 30 Termine ausgeschrieben. Die ersten Camps finden bereits am 17. und 18. November 2018 statt. Dann gibt es wöchentlich einen Termin. Das letzte ist am 13. und 14. April 2019. Erfahrungsgemäß sind diese schnell ausgebucht. Bereits Ende Oktober sind einige Termine nicht mehr verfügbar.
Teilnehmer des SAAC-Camps im Einsatz © SAAC / Daniel Hug
Off-Piste Skifahren: Das müssen Sie noch beachten
Freerider, die das gesicherte Skigebiet verlassen und Off-Piste unterwegs sind, sollten nicht nur die Lawinenlage beachten. Vor allem in Gletscherskigebieten ist auch die Spaltensturzgefahr am Gletscher nicht zu unterschätzen. Zudem gibt es je nach Gelände andere alpine Gefahren wie Steinschlag oder versteckte Hindernisse unter der Schneedecke. Zudem müssen sich Tiefschneefahrer über ihre Routen vorab informieren. In Naturschutzgebieten ist Skifahren Tabu, egal wie schön der Schnee aussieht. Dasselbe gilt übrigens auch für gesperrte Skipisten.