Thomas Dreßen, (c) K.S.C.
Thomas Dreßen zählt zu der neuen Generation der jungen Wilden. Der 24-jährige, gebürtige Mittenwalder ist spezialisiert auf die Disziplinen Abfahrt und Super G. In der Saison 2017/2018 hat er sich fest in der Weltspitze etabliert. Im Januar 2018 feierte er den bislang größten Triumph in seiner Karriere: Er gewann überraschend vor dem amtierenden Weltmeister in der Abfahrt, Beat Feuz, das legendäre Hahnenkammrennen auf der Streif in Kitzbühel. Snowplaza hat Deutschlands neuen Speed-König einmal genauer unter die Lupe genommen und zeigt den beeindruckenden Werdegang des talentierten Sportlers.
Thomas Dreßen ist Deutschlands neue Nummer 1
Bereits seit seinen aufstrebenden Ergebnissen in der Saison 2016/217 ist Thomas Dreßen dem wintersportinteressierten Publikum ein Begriff. Seit dem 20. Januar 2018 hat er jedoch Legendenstatus. Mit einem wilden Ritt krönte sich der junge Mittenwalder zum ersten deutschen
Hahnenkammsieger
in der Abfahrt seit 39 Jahren. Er folgt damit auf Sepp Ferstl, der 1979 die prestigeträchtigste aller Weltcup-Abfahrt gewinnen konnte. Ab sofort ziert der Name Thomas Dreßen somit auch eine der roten Gondeln der Hahnenkammbahn. Denn hier wird traditionell jeder Kitzbühel-Sieger verewigt.
Video: Siegeslauf von Thomas Dreßen an der Streif
Der Kampf an die Weltspitze
Von klein auf stand Thomas Dreßen auf Ski. Im Alter von zehn Jahren wechselte er von Mittenwald auf die Skihauptschule Neustift im Stubaital und später auf das Skigymnasium Saalfelden, um sich voll und ganz dem Skisport zu widmen. Bei den Juniorenweltmeisterschaften 2012 in Roccaraso gewann Thomas überraschend die Silbermedaille im Riesenslalom. Sein Debüt im alpinen Ski-Weltcup feierte er am 21. Februar 2015. Im November 2015 fuhr er bei der Abfahrt von Lake Louise seine ersten Weltcuppunkte ein. Die Weltmeisterschaften 2017 in St. Moritz beendete er mit einem tollen 12. Platz in seiner Lieblingsdisziplin, der Abfahrt. Zu Beginn der Saison 2017/2018 fuhr er in Beaver Creek seinen ersten Podestplatz ein. Weitere Top-Resultate folgten.
Ein herber Schicksalsschlag
Doch es gab auch harter Zeiten im Leben des Thomas Dreßen. Als elfjähriger Junge musste er einen bitteren Schicksalsschlag verkraften. Am 5. September 2005 verunglückte sein Vater Dirk tödlich. In Sölden verlor an diesem Tag ein Hubschrauber über der Seilbahn einen 750 Kilogramm schweren Betonkübel. Eine Gondel stürzte in die Tiefe, einige Skifahrer wurden aus weiteren Gondeln herausgeschleudert. Neun Menschen starben bei dieser Tragödie. Unter den Opfern war auch Dirk Dreßen, der gerade mit Thomas jüngeren Bruder zum Training war. Doch die Familie ließ sich nicht unterkriegen und Dreßen blieb dem Skisport treu. Bis heute ist die Erinnerung an seinen Vater allgegenwärtig. Zum Andenken an ihn trägt er die Zahl 44 auf dem Helm. Sie steht für die Initialen DD.
Der bodenständige Typ von nebenan
Thomas Dreßen wurde am 22. November 1993 in Garmisch-Partenkirchen geboren. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Michael wuchs er in Mittenwald auf. Nach der Grundschule wechselte Thomas nach Österreich auf ein Internat, um dort von den optimalen Trainingsbedingungen zu profitieren. Im Frühjahr 2013 schloss er das Gymnasium mit der Matura ab. Heute lebt der begeisterte Harley-Fahrer und überzeugte FC Bayern-Fan zusammen mit seiner österreichischen Freundin Birgit im oberösterreichischen Scharnstein. Seine Heimat ist jedoch nach wie vor Mittenwald. Daher ist er auch nach wie vor für den Skiclub Mittenwald am Start.
Thomas Dreßen auf der Streif, (c) K.S.C.
Deutsche Speedfahrer zurück an der Weltspitze
Viele Jahre galten die deutschen Speedfahrer als Sorgenkinder. Die Erfolge von früher blieben lange Zeit aus. In der Saison 2017/2018 finden sie jedoch zu alter Stärke zurück. Am 15. Dezember 2017 gewann Josef Ferstl völlig überraschend den Super-G von Gröden. Dies war der erste Weltcupsieg eines Deutschen in einer Speed-Disziplin nach 13 Jahren. In einem Super-G lag der letzte Sieg sogar fast 27 Jahre zurück. Thomas Dreßen legte mit dem Gewinn des Hahnenkammrennens nach und beendete auch die lange Durststrecke in der Abfahrt. Andreas Sander komplementiert das erfolgreiche deutsche Trio und ist ebenfalls kontinuierlich auf den vorderen Rängen anzutreffen.